„San Francisco has only one drawback. ’Tis hard to leave.”
Rudyard Kipling, englischer Schriftsteller
Mai: Dress to Impress
„Hast du schon einmal 75.000 Menschen gesehen, die zusammen rennen, feiern und tanzen? Hier flippt echt die komplette Stadt aus.“ Nick schwärmt mir vom Bay to Breakers vor. Ich hingegen schwärme innerlich von ihm. „Da müssen wir mitlaufen. Stell dir mal vor: ein Tag voller bunter Kostüme. Manche tragen nur einen Hauch von Nichts und es ist völlig crazy. Es ist jeden dritten Sonntag im Mai das Beste, was du machen kannst. Das wird der Lauf deines Lebens.“ Er hält während seines Redeschwalls kurz inne und wartet auf mein Go. Währenddessen überlege ich krampfhaft, wie ich aus dieser Nummer herauskommen soll. „Für diesen Lauf kommen die schrillsten Menschen aus ganz San Francisco zusammen. Alles ist erlaubt. Und alle die normal sind, sind für diesen einen Tag verrückt.“ Nick redet weiter auf mich ein. Wir verbringen gemeinsam unsere Mittagspause und essen ein Avocado-Sandwich vom Mexikaner. Zusammen sitzen wir an der Bay und schauen aufs Wasser. Trotz der wärmenden Mittagssonne weht ein frischer Wind, denn auf eine ordentliche Brise ist hier am Pazifik immer Verlass. Das intensive, alles durchflutende Licht Kaliforniens kitzelt das Wasser der Bucht und der Wind zerstäubt die kleinen Wellen, die in der Sonne glitzern und funkeln. An der Bucht Mittag zu essen, ist wie ein entspannender Kurzurlaub. Dabei neben Nick zu sitzen, macht alles noch viel besser. „Komm sag schon, zwölf Kilometer rennst du doch sicherlich locker.“ Nick grinst mich an und knufft mir mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. „Das hört sich auf jeden Fall nach San Francisco pur und jeder Menge verrückter Gestalten an. Das Ding laufen wir.“ Ich habe zugesagt – um Himmelswillen. Ich sehe mich mit Nick darauf einschlagen und mit unserem Ice Tea darauf anprosten. Bevor ich überhaupt nach San Francisco gekommen bin, habe ich schon von dem seit über hundert Jahren stattfindenden Volkslauf gehört…
